Freitag, 17. Oktober 2014

Perfekte Welt!?

Wir alle leben in einer perfekten Welt. Nicht wahr?!? So lassen es auf jeden Fall unsere Fotos auf Facebook, Blog, Instagram und Co. glauben. Überall perfekte Welt: Perfekt dekorierte und aufgeräumte Wohnungen, ein disziplinierter und doch abenteuerlustiger Alltag, durchgestylte Kinder und wir selbst erst: umwerfend! Von Kopf bis Fußnägel alles gemacht!
Eigentlich wissen wir, dass dies gar nicht möglich ist, dass es hinter den Kulissen ganz anders aussieht. Doch wir lassen uns gerne blenden und täuschen.
So auch ich letztens beim Durchstöbern von Blogs. Besonders der Blog einer Frau hatte es mir angetan: Ich bewunderte ihre perfekt durchgestylte Wohnung, dazu ihre umwerfend gekleidete Tochter und sie selbst sowieso! Ich schaute mich in unserer Wohnung um: großes Tohuwabohu!! Der Abwasch nicht erledigt, der Müll nicht rausgetragen, Staubwolken, die sich gegenseitig bekriegen und meine Tochter, die ihr letztes sauberes Oberteil trägt. Ich fragte mich, wie die Frau es schafft, ihr Leben so im Griff zu haben?
Und dann fiel mir mein Blogeintrag "Partytime" von neulich ein. Tolle Bilder: kreativ, ordentlich, sauber ... - ha! Da haben wir doch das Problem. Wenn ich diese Bilder betrachte, habe ich noch ganz andere Bilder vor Augen: Geschirrberge, die sich in der Küche stapeln, Wäschetürme im Badezimmer, Spielzeug gepaart mit Bastelresten und -utensilien auf dem Wohnzimmerboden verteilt. Und ich selber? Fettige Haare und verheulte Augen, da es meiner Mama total schlecht geht. Warum wohl gibt es keine Bilder von Kea und mir in diesem Post?! Wie würde das denn bitte wirken? Ganz genau: NICHT PERFEKT! Doch genau so möchten wir in der Öffentlichkeit wirken: Als Personen, die ihr Leben voll und ganz im Griff haben. Wir möchten unsere Mitmenschen glauben lassen, dass wir glückliche Familien sind, perfekte Haushalte à la Bree van de Kamp ("Desperate Housewives") führen und dass wir uns äußerst gesund ernähren. Apropos Essen: Es werden doch meistens nur dann Bilder vom Essen gepostet, wenn es gesund aussieht, nicht wahr? Es sei denn, man wirkt magersüchtig. In diesem Fall werden Fotos von Burgern, Schokolade und Eis hochgeladen. Während ich das hier schreibe, mampfe ich Chips mit Zuckermelone und Sekt! Am liebsten würde ich das Wort "Kesselchips" verwenden, denn das klingt doch gleich besser und gesünder! Kommt aber aufs Gleiche hinaus: Es sind Chips! Oder am besten die Chips ganz weglassen: Melone und Sekt! - Wie mondän! Doch es wäre nicht ehrlich!
Mich hat der eine Satz von Glennon Doyle Melton aus ihrem Buch "Aufstehen, Krone richten, Weitermachen" zum Nachdenken gebracht. Sie schreibt: "Ich habe noch nie erlebt, dass jemand mein Freund geworden ist, weil ich mit meinen Stärken geprahlt hätte. Wohl aber dadurch, dass ich über meine Schwäche [...] gesprochen hätte." (Melton, 2014) Recht hat sie.
Eigentlich haben wir doch die Nase voll von perfekt retuschierten und gestellten Bildern, die uns alles andere als die Realität präsentieren. Und trotzdem machen wir es genauso. Warum? Aus Angst, von unseren Mitmenschen und Freunden nicht mehr akzeptiert zu werden. Irgendwie ist es ja auch ganz schön, wenn sie uns wegen unserer Perfektion anhimmeln. Oder?
Spätestens jetzt als Mutter merke ich, dass ich mein Leben nicht vollends unter Kontrolle haben kann. Ich kann mich nicht pausenlos mit meiner Tochter beschäftigen, währenddessen einen sauberen und aufgeräumten Haushalt führen, nebenbei kreativ sein und selbst komplett durchgestylt und ausgeschlafen aussehen. Ach ja: Und dann auch noch einen Blog über all das schreiben. Das geht nicht, ich will es nicht und vor allem möchte ich nicht diesen Anschein erwecken. Momentan bin ich froh, wenn wir alle saubere Wäsche haben, immer wieder mal etwas Gesundes und Selbstgekochtes auf den Tisch kommt und die Geschirrberge in der Küche nicht zu groß werden. Mir ist es wichtiger, Zeit mit meiner Tochter und meinem Mann zu verbringen und draußen das schöne Wetter zu genießen. Gerne mit einem Latte Macchiatto. Ganz nach dem Motto: "In 50 Jahren wird es keine Rolle mehr spielen, wie viel Geld wir verdient haben, wie modern unsere Wohnungen eingerichtet waren oder was für ein Auto wir besaßen. Aber es könnte die Welt verändern, dass wir im Leben eines Kindes wichtig waren." (Verfasser unbekannt)

Natürlich wird es auch weiterhin gestellte und gute Bilder von mir, meiner kleinen Familie und unserer Wohnung geben. Wer schaut sich nicht gern schöne Bilder an? Ich schon! Aber es wird hin und wieder auch "ehrliche" Fotos geben. Und wenn nicht, bitte bedenken: Ich habe mein Leben und meinen Haushalt nicht unter Kontrolle! Und das ist gut so!!!

Ehrliches Foto vom Arbeitszimmer!!

Ein gestelltes Foto!


Ein ehrliches Foto!!!
Ein mega gestelltes Foto!!!!


Liebste Grüße, 

Elly
xxx





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