Mittwoch, 28. Oktober 2015

Zwischenräume und Früchtekuchen


Wir erinnern uns nicht an Tage,
wir erinnern uns an Augenblicke. 
Cesare Pavese (1908-1950)

Die goldene Oktobersonne streichelt mein Gesicht. Aus der Ferne vernehme ich den Schrei der Wildgänse, dir in ihrer einzigartigen Formation in südliche Gefilde aufbrechen. In meinen Händen eine Schüssel Suppe, die meine Hände und meinen Körper von innen wärmt. Ich befinde mich dick eingekuschelt in Schal und Jacke auf unserem Balkon und genießen ehrfürchtig diesen Augenblick - ein perfekter Augenblick. MEIN Augenblick.
In meinem Rücken die Wohnung mit Keas verstreuten Spielzeugen und Büchern, den Wäschebergen im Badezimmer, durch die ich mich heute noch kämpfen muss und dem Staub, der fröhlich einen Walzer aufs Parkett legt. Doch mein Blick, all meine Sinne sind zur Sonne und dem Naturschauspiel gerichtet, das direkt vor unserem Balkon sich gekonnt in Szene setzt: Baumwipfel, die gefühlt jeden Tag die Farbe ihres Laubs ändern und das Gold des Herbstes zelebrieren. Atemberaubend.

Es IST ein perfekter Augenblick und meine kleine Auszeit. Auszeit von meiner Tochter, die friedlich schlummernd in ihre Feenländer reist, Auszeit von dem Alltag, Auszeit von dem Haushalt und jeglicher Verpflichtung, Auszeit von Handy, PC, Telefon etc.
In diesem Augenblick muss ich an das Gedicht von Bianka Bleier denken, das ich an unseren Kühlschrank gepinnt habe mit dem Titel "Zwischenräume".

Zwischenräume

Manchmal erscheint mir
mein Alltag wie eine Wüste, 
die ich jeden Tag aufs Neue
durchqueren muss.
Wenn ich versuche, das in 
möglichst kurzer Zeit zu tun,
bleibe ich erschöpft und 
ausgetrocknet auf der Strecke.
Wenn ich aber die Oasen
in der Wüste nutze, 
um aufzutanken,
gelange ich erfrischt ans Ziel.

Ich brauche Alltagsoasen,
um die Routine zu unterbrechen,
aufzutanken und mit meiner 
Kraft haushalten zu können.
Ich brauche Frei-Räume
und Frei-Zeiten,
frei von Arbeit
und Verpflichtung,
die meine Seele nähren,
meinen Geist wecken 
und mir die Lust 
am Leben bewahren.

Gönnen wir uns die kleinen
Auszeiten des Lebens!
Träumen, verweilen, genießen.

Bianka Bleier

Wie Recht sie hat! Ohne diese kleinen Oasen funktioniere ich nicht, bin ich nicht ich selbst, bin ich eine schlechte Mutter, Ehefrau, Weggefährtin. 
Meine kleinen Oasen sehen jeden Tag anders aus:
  • völliges Versinken in ein gutes Buch
  • Lesen und Durchstöbern von Blogs
  • Lesen von Zeitschriften (vorzugsweise der Flow)
  • persönliche Zeit mit Gott
  • Telefonat mit einer Freundin
  • Schreiben eines neuen Posts
  • Treffen mit einer lieben Person oder Freundin
  • eine Folge Gilmore-Girls (oder auch zwei oder drei)
  • kreatives Austoben jeglicher Art
Meine Zwischenräume kommen stets in Begleitung einer guten Tasse Kaffee. Gerne auch ein paar mehr, je nach Dauer meiner Auszeit. Auch das variiert. An diesem Tag war es dieser kurze Augenblick. 

Den Höhepunkt erreicht meine Auszeit allerdings mit einem Stück meines geliebten Früchtekuchens. Und hier kommt das versprochene Rezept. 



Früchtekuchen (á la Dr. Oetker)

125 g Haselnusskerne halbieren
125 g getrocknete Feigen in Würfel schneiden
3 Eier auf höchster Stufe in 1 Minute schaumig 
schlagen
125 g Zucker mit 
1 Pck.Vanillin-Zucker mischen, in 1 Minute einstreuen, dann noch etwa 2 Minuten 
schlagen
1|2 Fläschchen Rum-Aroma 
1 Msp. gemahlenen Zimt kurz unterrühren
125 g Weizenmehl mit
50 g Speisestärke
1 gestr. TL Backpulver mischen, sieben, alle Zutaten mit
60 g abgezogenen, gehackten Mandeln
250 g Rosinen
125 g gewürfeltem Zitronat (Sukkade) auf niedrigster Stufe und die Eiercreme rühren

Den Teig in eine gefettete, mit Backpapier ausgelegte Kastenform (30 x 11 cm) füllen

Ober-/Unterhitze: 180-200 °C (vorgeheizt)
Heißluft: 160- 180 °C (nicht vorgeheizt)
Gas: etwa Stufe 3 (nicht vorgeheizt)
 Backzeit: 70-90 Minuten


Das Rezept ist simpel, es erfordert lediglich ein wenig Zeit für das Schneiden einiger Zutaten. Zimt oder einzelne Zutaten können nach Belieben auch weggelassen werden. Funktioniert ganz gut. 

(Heißer Tipp: Ideal schmeckt der Früchtekuchen am Morgen (für alle Morgenmuffel wie mir, denen Müsli-Zubereitung am frühen Morgen eine unüberwindbare Herausforderung darstellt) mit einer Tasse Milchkaffee. Besser kann mein Tag gar nicht starten.)

Wie sehen eure kleine Alltagsoasen aus? Lasst es mich wissen. 

Sonnige Herbstgrüße von mir und meiner Tochter!


        
Elly
xxx



5 Kommentare:

  1. Hey, danke für die schöne Inspiration! Den Früchtekuchen probier ich gern mal aus. Meine Alltagsoasen sind mein Hauskreis, gute (Blog-)Artikel zu lesen, Zeitschriften durchzublättern (bei der Flow muss ich dir recht geben!), neue Backrezepte auszuprobieren (gestern meine erste Pizza mit selbstgemachtem "amerikanischem" Teig) und mit meinem Mann Tee zu trinken und Wackelturm/Jenga zu spielen. :) Letzteres ist echt witzig - es ist Teamwork, aber auch ein kleiner Konkurrenzkamp und man kann sich dabei gut unterhalten. Z. B. nach jedem erfolgreich gestapeltem Holzstück eine Frage stellen. Schönes Wochenende euch ;) Anne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Klingt gut. Mein Mann und ich haben unsere gemeinsamen Auszeiten beim Basteln und Werkeln. Ich habe meistens die Ideen und er hilft mir, sie umzusetzen und zu verbessern. Das liebe ich an uns beiden.
      Euch auch ein wunderschönes Wochenende!

      Löschen
  2. Oh, so schön! Ein wirklich toller Text - mir gefällt vor allem der Staub-Walzer auf dem Parkett ;) Meine Auszeit bestand heute unter anderem darin, deinen Eintrag zu lesen, und das war sehr wohltuend! Danke <3

    AntwortenLöschen
  3. Gerade habe ich einen Früchte- Kuchen gebacken, aber ohne Nüsse, und jetzt finde ich Dein tolles Rezept und den interessanten Post. Witzig :-) Liebe Grüsse,
    Edita

    AntwortenLöschen